Corona-Krise: Ulrich Temps im Gespräch bei Meer Radio

Unser Geschäftsführer Ulrich Temps war am 26. April 2020 zu Gast bei Meer Radio im Kirchenmagazin „Angedacht“. Gemeinsam mit Pastor Marcus Buchholz sprach er über die Herausforderungen während der Corona-Krise.

Dabei ging es unter anderem um Themen wie Kurzarbeit, die Sicherheit der Mitarbeiter und die Zukunft der temps Shooters.

Das Interview in voller Länge können Sie sich hier anhören:

Vielen Dank an das Meer Radio und Pastor Buchholz für das tolle Gespräch!

 


 

Und hier das Interview zum Nachlesen:

Marcus Buchholz: „Ulrich Temps ist Unternehmer und hat eine große Malerfirma hier in Neustadt mit mehr als 400 Beschäftigten. In der Corona-Zeit stehen Auftragseinbrüche, Kurzarbeit und Schutz der Mitarbeiter auf der Tagesordnung. Ulrich Temps ist Kirchenmitglied der evangelischen Kirche und versucht seinen Betrieb auch in dieser Zeit mit einer verantwortungsvollen, ethischen Unternehmensführung durch die Zeit zu steuern. Du bist verantwortlich für Kunden wie für Mitarbeiter in deinem Unternehmen. Wie gehst du denn gerade mit dieser Krise um?“

Ulrich Temps: „Die Corona-Krise ist die größte Krise, die wir bisher in der Unternehmensgeschichte erlebt haben. Mit Abstand die Größte. Wir haben die letzten 12 Jahre drei Krisen erlebt: die Finanzkrise, dann Diesel-Gate und jetzt Corona. Das sind Dinge, die wir so in der Form bisher noch nicht gekannt haben. Wir gehen das Thema respektvoll an, aber wir haben keine Angst vor der Thematik. Wir gehen aus einer Position der Stärke heraus in diese Krise und das gibt Sicherheit, gibt auch den Mitarbeitern Sicherheit. Das ist für uns ein sehr wichtiges Thema.“

Marcus Buchholz: „Also Hoffnung auch im Unternehmen zu geben – eine wichtige Devise für dich. Wie müssen wir uns das konkret vorstellen in deinem Betrieb? Wie sieht es auf Großbaustellen aus oder auch wenn deine Mitarbeiter in private Haushalte müssen?“

Ulrich Temps: „Auf Großbaustellen sieht es so aus, dass grundsätzlich in der gesamten Automobilindustrie wie auch in der Zulieferindustrie entsprechend Kurzarbeit herrscht. Wir sind dort ausgesperrt worden. Wir können dort so gut wie keinen Pinselstrich mehr tätigen. Ganz neue Erfahrungen. Auf Bundespolizeibehörden, zum Beispiel hoheitlichen Behörden, sind wir ebenfalls ausgesperrt. Das geht hin bis zu Krankenhäusern. Die Themen sind teilweise verständlich, stellen uns aber vor ganz neue Herausforderungen, die wir tagtäglich neu annehmen müssen und neu bewerten müssen.“

Marcus Buchholz: „Also Kurzarbeit auch in deinem Unternehmen bei den Mitarbeitern?“

Ulrich Temps: „Ja, so ist es. Wir haben für alle fünf Unternehmungen Kurzarbeit angemeldet. In vier Unternehmungen wird es entsprechend realisiert. Es ist eine riesengroße Herausforderung, das den Mitarbeitern zu vermitteln. Aber wir haben es geschafft, auch dank einer tollen Zusammenarbeit mit den Betriebsräten.“

Marcus Buchholz: „Schutz der Mitarbeiter ist ja auch ein wichtiges Thema. Ich stelle mir das so vor: Lackieren und Malern, das hat ja auch viel mit Atemschutz zu tun: Haben deine Mitarbeiter nicht sowieso schon Schutzmasken auf – auf der Baustelle oder bei den sonstigen Tätigkeiten?“

Ulrich Temps: „Grundsätzlich müssen unsere Mitarbeiter, wenn sie Schleifarbeiten ausführen, entsprechende zertifizierte Atemschutzmasken tragen. Diese Atemschutzmasken sind leider nur noch bedingt verfügbar. Auch die ganz normalen Atemschutzmasken, die jetzt ja ab Montag kommender Woche jeder Bürger auch in Niedersachsen tragen muss, sind auf dem Markt nur noch bedingt verfügbar. Wir versuchen die Quellen aufzutun und allen Mitarbeitern entsprechend die Masken zur Verfügung zu stellen, aber auch das ist keine leichte Aufgabe, eine Herkulesaufgabe.“

Marcus Buchholz: „Eine Herkulesaufgabe, die du auch mit großer Verantwortung trägst. Du bist ja Christ und Unternehmer. Wie versuchst du ethisch gut eine Unternehmensführung gerade darzustellen, auch deinen Mitarbeitern gegenüber?“

Ulrich Temps: „Wir versuchen den Mitarbeitern Sicherheit zu geben, Sicherheit für das Lebensgefühl. Wir versuchen die Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Ein Beispiel: Wir haben einen Geschäftsführer in den östlichen Betrieben. Seine Frau ist schwer krebserkrankt. Diesen Geschäftsführer haben wir aus der Verantwortung herausgenommen. Das Corona-Virus steht tagtäglich vor der Bürotür. Wir können es nicht verantworten, dass er dieses Virus im Büro aufnimmt, mit nach Hause trägt und seine Frau kurz darauf verstirbt. Das geht nicht und wir versuchen diese ganzen Themen bei möglichst vielen Mitarbeitern zu sehen, zu bewerten und eben entsprechend mit den Mitarbeitern in einen Austausch zu treten.“

Marcus Buchholz: „Also Sicherheit den Mitarbeitern geben – ich glaube, ein ganz wichtiger Punkt in dieser Zeit, wo viele einfach auch verunsichert sind. Was erwartest du eigentlich vom Staat, der ja eigentlich auch Sicherheit geben soll für Unternehmen hier bei uns in Niedersachsen – gerade wenn die Beschränkungen noch viel länger andauern müssen?“

Ulrich Temps: „Von der Politik, vom Staat erwarte ich eine gewisse Verlässlichkeit, auch auf einen Zeitraum von zwei, drei, vier oder fünf Monaten. Die Verlässlichkeit, die ist in der Politik für mich auch gerade in den letzten Jahren stark abhandengekommen und das ist das, was wir brauchen. Das brauchen alle: die Wirtschaft, die Bürger, damit sie eben ihre Lebensentwürfe weiter planen können, weiterentwickeln können. Und das ist das große Manko, dass das leider nicht gegeben ist: die mangelnde Verlässlichkeit.“

Marcus Buchholz: „Verlässlich bist du aber auch hier in Neustadt und engagierst dich ja auch hier bei den temps Shooters als Hauptsponsor. Wie geht denn da die Zukunft weiter?“

Ulrich Temps: „Ich habe gerade letzte Woche mit einem der Manager gesprochen und habe ganz klar gesagt: Jungs, dass ihr Bescheid wisst – weil ich mitbekommen habe, dass einige Sponsoren vielleicht auf dem Absprung sind – wir stehen weiterhin zu unseren Verpflichtungen, wir stehen weiterhin zu den Shooters und werden das Engagement, so wie wir es bisher gehabt haben, weiterführen, um auch dort Planungssicherheit in den Prozess zu geben. Und dafür hat man sich sehr bedankt und wir hoffen, dass wir in der neuen Saison sicherlich mit einer etwas abgestrippten Mannschaft wieder voll am Start sind und die Neustädter Bürgerinnen und Bürger damit begeistern können.“

Marcus Buchholz: „Vielen Dank für das begeisternde Gespräch. Ulrich Temps hier bei uns im Interview im Kirchenmagazin „Angedacht“ bei Meer Radio.“